Glutamat oder das Chinarestaurant-Syndrom
Ich hoffe, Du gehst seit dem letzten Blog-Artikel mit etwas kritischeren Augen in den Supermarkt deines Vertrauens und lässt dich nicht mehr so leicht von den Tricks der Lebensmittelhersteller blenden! In der heutigen Ausgabe widme ich mich, wie versprochen, den Geschmacksverstärkern.
Geschmacksverstärker werden in der Zutatenliste als E620 - E625 deklariert. Der bekannteste und am häufigsten verwendete Geschmacksverstärker ist Glutamat oder Mononatriumglutamat. Dabei handelt es sich um das Salz der Aminosäure namens Glutaminsäure.
Glutaminsäure ist von Natur aus in vielen Lebensmitteln enthalten. Besonders hohe Konzentrationen befinden sich bspw. in lang gereiftem Käse, Tomatenmark oder Räucherlachs. Auch Rüebli, Spinat, Eier und Zwiebeln enthalten Glutaminsäure. Jedoch sind diese Mengen in keinem Fall vergleichbar mit den hohen Konzentrationen die in Fertiggerichten, wie Tütensuppen oder Chips, stecken!
Auch unser Körper produziert Glutamat. Er braucht ihn als Botenstoff, der Signale von einer Nervenzelle zur anderen überträgt. Dabei kann zu viel Glutamat die Nerven überreizen oder sogar schädigen. Werden glutamathaltige Fertigprodukte in grossen Mengen konsumiert, kann dies zu Problemen führen, zum Beispiel zu Migräneanfällen, wie es oft der Fall ist nach einem Besuch beim Chinesen um die Ecke. Schon in den 60er Jahren beschrieb der amerikanische Arzt Robert Ho Man Kwok das sogenannte Chinarestaurant-Syndrom: Wenn er im Chinarestaurant gegessen hatte, spürte er jeweils kurze Zeit später eine Starre in Nacken, Armen und Rücken. Hinzu kamen Herzklopfen, gefolgt von Kopfschmerzen. Die Chinesen sind bekannt dafür, Geschmacksverstärker in rauhen Mengen einzusetzen. Auch enthält Soja bspw. viel Glutamat.
Ob diese Beschwerden tatsächlich auf den Geschmacksverstärker Glutamat zurückzuführen sind, ist allerdings umstritten. Was jedoch in wissenschaftlichen Tests bestätigt wurde, ist dass Glutamat das Sättigungsgefühl blockiert, das heisst man isst mehr als man müsste, um satt zu werden. Das ist mit einer der Gründe, warum die Tüte Chips am Ende des TV-Krimis meist leer ist, obwohl man sich doch fest vorgenommen hat nur ein paar Handvoll davon zu essen 😉
Da Glutamat in der Zwischenzeit bei den meisten Konsumenten in Verruf geraten ist, hat unsere findige Lebensmittelindustrie sich natürlich wieder etwas einfallen lassen, um uns auszutricksen. Deshalb gibt es mittlerweile dutzende Bezeichnungen, die den Begriff «Glutamat» ersetzen, in Wirklichkeit aber «Glutamat» meinen. Dabei sind Glutaminsäure, Natriumglutamat, Kaliumglutamat, Calciumglutamat und Magnesiumglutamat wohl noch am einfachsten zu entlarven.
Schwieriger wird's dann schon bei Bezeichnungen wie Hefeexktrakt, Nährhefe, pflanzliche Würze, gekörnte Brühe, Proteinisolate, Weizenprotein, Milchprotein, hydrolisiertes Protein oder Aroma. Hinter all diesen Bezeichnungen steckt effektiv nichts anderes als Glutamat. Also Augen auf beim Einkauf!
Glutamat wird übrigens durch bakterielle Fermentation gewonnen, bei der oftmals gentechnisch veränderte Bakterien zum Einsatz kommen... En Guete!
Du siehst, es lohnt sich die Zutatenliste eines Produktes genau unter die Lupe zu nehmen. Es gibt auch einige gute E-Nummer Apps für iPhone und Android, mit denen Du die Bedeutung von E-Nummern während dem Einkaufen checken könnt.
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