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Weiss, braun oder beige? Was die Farbe unserer Fettzellen verrät

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Fett ist lebensnotwendig. Jeder braucht es, aber niemand mag es! Fett dient als Isolierschicht unter der Haut als Schutz gegen Kälte, es schützt als Baufett unsere inneren Organe, zum Beispiel die Nieren, und es ist ein sehr effizienter Speicher für schlechte Zeiten.

Bis jetzt ging man davon aus, dass wir nur eine einzige Art von Fettzellen besitzen, nämlich weisse Fettzellen. Doch nun haben Forscher herausgefunden, dass wir auch braune Fettzellen besitzen. Diese haben komplett andere Eigenschaften als ihre weissen Zellverwandten und können sogar beim Abnehmen helfen. Wie genau das funktioniert, erkläre ich weiter unten. Schauen wir uns zuerst einmal die weissen Fettzellen an.

Die weisse Zelle Nimmersatt

In jedem unserer Fettpölsterchen stecken viele Millionen weisser Fettzellen. Sie bilden zusammen das Fettgewebe. Eine weisse Fettzelle besteht aus einer einzigen fettgefüllten Blase. Ihre primäre Funktion ist die Speicherung von Fett... für schlechte Zeiten. Das ist so seit wir Menschen die Erde bevölkern. Der einzige Unterschied ist, dass wir heute rein ernährungstechnisch keine schlechten Zeiten mehr kennen. Nahrung ist rund um die Uhr fast überall verfügbar. Unsere Fettzellen kümmert das allerdings nicht. Sie tun tagein tagaus das, was sie am Besten können: Fett speichern.

Fettzellen zählen keine Kalorien

Die normale Grösse einer Fettzelle entspricht etwa der Dicke eines Kopfhaares − 140 Mikrometer um genau zu sein. Gilt es aber in besonders «guten Zeiten», also bei Überangebot, viel Energie in Form von Fett zu speichern, kann die Fettzelle sich wie ein Luftballon auf eine Grösse von einem Millimeter Durchmesser aufblasen. Und kann so problemlos bis zu einem Mikroliter Fett aufnehmen. Klingt nach wenig aber wenn man bedenkt, dass wir Millionen Fettzellen in unserem Körper haben, kommt so doch eine rechte Menge Fett zusammen.

Die weissen Fettzellen speichern jede Kalorie, die nicht gleich benötigt wird, in Form von Fett. Dabei ist die Speicherfunktion der Fettzelle nicht limitiert. Das heisst sie speichert auch weiterhin Fett, auch wenn es uns vor dem Spiegel schon mehr als genug erscheint. 😉

Das wäre auch nicht unbedingt problematisch, wenn dieser Überschuss in schlechten Zeiten wieder abgebaut werden würde. Aber wie gesagt: In welchen schlechten Zeiten??

Wie Fettzellen wieder schrumpfen

Die gute Nachricht aber ist: Fettzellen können auch wieder schrumpfen. Jeder Mensch hat im Erwachsenenalter eine gleichbleibende Anzahl an Fettzellen. Ihr Füllzustand bestimmt, ob wir eher dünn oder dick sind. Das heisst wenn wir unsere Ernährung umstellen und abnehmen, verlieren wir keine Fettzellen, sie schrumpfen nur − im besten Fall auf ihre ursprüngliche Grösse.

Wie kriegen wir die Fettzellen nun dazu ihre kostbare Speicherenergie wieder freizugeben? Einerseits indem wir unserem Körper weniger Energie zuführen als er verbraucht, und die Energiebilanz negativ ist. Das kennen wir als Hunger. Solche «Hungerzeiten» können kurz sein, zum Beispiel während der Nacht, oder auch länger wie beim (Intervall)fasten. Unser Körper holt sich dann die benötigte Energie aus den Fettzellen. Die darin enthaltenen Fettsäuren werden quasi verbrannt und die daraus entstandene Energie nutzbar gemacht. Das nennt man Fettverbrennung.

Andererseits ist einer der grössten Energieverbraucher in unserem Körper unsere eingebaute Klimaanlage. Diese stellt sicher, dass unsere Körpertemperatur immer möglichst konstant zwischen etwa 35,7 und 37,3 Grad Celsius liegt. Und hier kommen die braunen Fettzellen ins Spiel.

Braunes Fett bringt weisses Fett zum Schmelzen

Braunes Fettgewebe kann man sich wie eine Art Heizofen vorstellen, der in der Lage ist, kalorienreiche Fette und Zucker zu verbrennen und direkt in Körperwärme umzuwandeln. Fast alle Erwachsenen verfügen über braunes Fettgewebe. Allerdings nutzen es nur die wenigsten. Der Grund: Wir frieren zu selten. Denn Kälte ist das, was braunes Fett aktiviert und zur Fettverbrennung animiert. 

Eine braune Fettzelle bildet in ihrem Inneren viele kleine Fetttropfen aus, was die Oberfläche zum Fettabbau erhöht. So lassen sich die Energiereserven schnell anzapfen und verwerten. Sinkt die Umgebungstemperatur unter 22 Grad, wird unser braunes Fett zum Heizen angeschaltet und die darin enthaltenen Fetttropfen werden in Wärme umgewandelt. Bleibt es längere Zeit so kalt, wird das braune Fett trainiert und fängt wieder an zu wachsen. Das Beste daran: Unser Körper bildet dann sogar im weissen Fettgewebe neue braune Fettzellen − das Fett bräunt sich sozusagen. Das ist das beige Fettgewebe.

Das Ganze hat jedoch einen kleinen Haken: Wer setzt sich schon gerne freiwillig und über längere Zeit einem Kältereiz aus? Morgens 1 Minute kalt duschen ist für die meisten von uns schon eine Herausforderung und wahrscheinlich ist das auch nicht ausreichend. In einer japanischen Studie wurden Probanden in eine Kältegruppe und in eine warme Kontrollgruppe eingeteilt. Die Kältegruppe wurde täglich für zwei Stunden Temperaturen von 17 Grad ausgesetzt − nur mit Unterhose bekleidet nota bene. Die Kontrollgruppe lebte weiter so wie gewohnt. Nach sechs Wochen stellten die Forscher Folgendes fest: In der Kältegruppe war die Aktivität des braunen Fettes signifikant angestiegen und gleichzeitig ging auch der Körperfettanteil zurück.

Braunes Fett aktivieren, ganz ohne Kälte

Wer kein Fan von Eisbaden ist und auch sonst nicht gerne fröstelt, wird es somit schwer haben, seine braunen Fettzellen aus dem Dornröschenschlaf aufzuwecken. Es sei denn, man isst gerne scharf. Das in Chilischoten enthaltene Capsaicin wirkt sich nämlich positiv auf den Stoffwechsel aus und kurbelt so den Fettabbau und die Kalorienverbrennung an. Ab und zu ein scharfes Curry kann somit ebenfalls helfen, die Aktivität der braunen Fettzellen dauerhaft hochzuhalten.

Aber es gibt noch weitere Lebensmittel, die das braune Fett anschalten. Dazu gehören etwa Zimt, Menthol aus der Pfefferminze, Ingwer und grüner Tee. In welchen Mengen man diese Lebensmittel zu sich nehmen muss, damit der positive Effekt auf die braunen Fettzellen eintritt, darüber sind die Forscher sich allerdings noch nicht einig. In der Zwischenzeit kann es sicher nicht schaden, sich regelmässig einen Ingwershot oder eine Tasse grünen Tee zu gönnen. Und warum seinen Kaffee nicht mal mit einer Prise Zimt oder Cayennepfeffer würzen anstatt löffelweise Zucker hineinzugeben? Die braunen Fettzellen werden es einem sicher danken. 😊