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Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes

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Typ-2-Diabetes entwickelt sich sehr langsam über viele Jahre. Früher als «Altersdiabetes» bezeichnet weil er meist nur bei älteren Menschen auftrat, sind in den letzten Jahren die Zahl der dreissigjährigen Typ-2-Diabetiker stark gestiegen. Auch immer mehr Kinder gehen mit dem sogenannten Altersdiabetes durchs Leben. Zeit, sich der Frage zu widmen, wie Typ-2-Diabetes eigentlich entsteht und was man tun kann, damit er sich erst gar nicht entwickelt.

 

Wie entsteht Typ-2-Diabetes?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zuerst einmal verstehen, wie unser Stoffwechsel überhaupt funktioniert. Jegliche Nahrung, die wir essen, muss in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt werden. Kohlenhydrate werden in Zucker (Glukose), Fette in Fettsäuren und Eiweisse in Aminosäuren gespalten. Nur so kann die Nahrung anschliessend über die Dünndarmschleimhaut in die Blutbahn und von hier in die Körperzellen gelangen.

Da sich die Mahlzeiten allerdings nicht wie von Zauberhand in Zucker, Fett- und Aminosäuren aufteilen, braucht es hier kleine Helferlein: die Verdauungsenzyme. Diese werden im Körper an verschiedenen Orten produziert, zum Beispiel im Mund. Die Hauptproduktionsstätte der Verdauungsenzyme ist jedoch die Bauchspeicheldrüse. Sie produziert unter anderem Amylasen, die für die Verdauung der Kohlenhydrate zuständig sind.

Die Bauchspeicheldrüse produziert − neben den Verdauungsenzymen − ausserdem die Hormone Insulin und Glucagon. Diese beiden Hormone regulieren den Blutzuckerspiegel.

Wenn wir etwas kohlenhydrathaltiges essen, zum Beispiel Brot, Kuchen oder Obst, werden die Kohlenhdrate mit Hilfe der Amylasen in den Einfachzucker Glukose zerteilt. Dieser wandert über die Dünndarmschleimhaut ins Blut und erhöht den Blutzuckerspiegel. Damit der Zucker nicht im Blut verbleibt, sondern in die Zellen gelangt, braucht der Zucker ein Transportmittel, denn er kann die Zelltüren nicht selbst aufschliessen.

Und hier kommt das Hormon Insulin ins Spiel. Die Bauchspeicheldrüse schickt Insulin ins Blut. Dieses bindet sich an ein Zuckermolekül, transportiert es zur Zelle und schliesst die Tür auf. Insulin sorgt also dafür, dass die Zellen die Glukose aufnehmen und als Energielieferant nutzen können. Sobald der Zucker in den Körperzellen verschwunden ist, sinkt der Blutzuckerspiegel wieder ab.

Normalerweise jedoch liefert eine Mahlzeit mehr Glukose, als unsere Zellen in diesem Augenblick benötigen. Der Überschuss wird nun zu einem grossen Teil in der Leber und zu einem kleinen Teil in der Muskulatur gespeichert. Dazu wird die Glukose in ihre speicherbare Form, das Glykogen verwandelt. Sobald die Zellen wieder Energie brauchen, können diese Glykogenreserven schnell wieder zurückverwandelt werden. Das ist die Aufgabe des Hormons Glucagon. Sobald der Blutzucker unter einen bestimmten Wert, den sogenannten Basiswert, fällt, gibt die Bauchspeicheldrüse Glucagon ins Blut. Jetzt weiss die Leber, dass die Körperzellen «hungrig» sind und dass sie Glykogen in Glukose verwandeln muss. 

Dank der beiden Hormone Insulin und Glucagon bleibt der Zuckergehalt des Blutes stabil und die Zellen werden kontinuierlich mit der benötigten Glukose versorgt.

Die Krux an der ganzen Sache ist, dass die Speicherfähigkeit der Leber begrenzt ist. Sie kann also nicht beliebig viel Glukose in Glykagon umwandeln. Und jetzt kommt Plan B zum Zuge: Der Glukose-Überschuss wird kurzerhand in Fett umgewandelt und ins Fettgewebe abkommandiert. Die Folgen davon sind leicht zu erkennen: Schwimmring und Hüftgold.

Beim Typ-2-Diabetes funktioniert die Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse noch einwandfrei − im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes. Das Problem hier ist, dass die Körperzellen das Insulin nicht mehr oder nur noch schwer erkennen und daher die Glukose nicht mehr ins Zellinnere lassen. Sie verbleibt im Blut obwohl die Zellen sie dringend benötigen und immer wieder «Wir-brauchen-Glukose»-Signale, sprich Hunger, aussenden. 

In der Folge produziert die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin aber die Menge scheint nie ausreichend zu sein. Der Blutzuckerspiegel bleibt erhöht, da die Zellen die Glukose nur unzureichend aufnehmen. Sie sind insulinresistent geworden. Im Laufe der Erkrankung kann sich die Bauchspeicheldrüse erschöpfen und ihren Dienst einstellen. Das passiert jedoch meist erst im Endstadium und auch nur, wenn die Betroffenen sich nicht mit einer gesünderen Ernährungs- und Lebensweise anfreunden konnten.

Was sind mögliche Ursachen des Typ-2-Diabetes?

Typ-2-Diabetes gilt offiziell als eine Erkrankung, die sich aufgrund einer ungesunden Ernährungs- und Lebensweise entwickelt. Deshalb lauten die gängigen Empfehlungen: weniger Zucker und Kohlenhydrate essen, Gewicht reduzieren und regelmässige Bewegung in den Alltag einbauen. Schauen wir uns die Ursachen im Detail an:

  • Falsche Ernährung
    Grosse Mengen kohlenhydrathaltiger Nahrung und gezuckerter Getränke führen in Kombination mit Bewegungsmangel bei vielen Menschen über Jahre zur beschriebenen Insulinresistenz der Zellen. Das können wir uns in etwa so vorstellen: Zum Frühstück essen wir weisse Brötchen mit Marmelade oder Honig. Dazu gibt es einen gezuckerten Kaffee. In der 10:00-Pause gönnen wir uns ein süsses Teilchen oder ein Stück Kuchen. Zum Mittag holen wir uns eine Pizza vom Lieblingsitaliener oder ein Sandwich vom Bäcker um die Ecke. Dazu trinken wir eine Cola. Und ein süsses Dessert darf natürlich auch nicht fehlen. Um 16:00 kommt wieder der kleine Hunger, zum Glück haben wir noch einen Schokoriegel in der Schublade. 18:00 geschafft, Feierabend. Wir kommen zu Hause an, im Kühlschrank herrscht gähnende Leere. Ein Teller Pasta mit Pesto ist schnell gemacht. Anschliessend geniessen wir vorm Fernseher noch ein paar Chips und ein Bier (huch die Tüte schon leer...) und bevor wir ins Bett gehen, schnabulieren wir noch ein Stückchen Schokolade (soll beim Einschlafen helfen, Melatonin sei Dank). Und am nächsten Tag geht das Ganze wieder von vorne los.

    Das ist natürlich etwas überspitzt dargestellt, keine Frage, aber es sollte einem zu denken geben, denn so weit von der Realität entfernt, wie manch einer denkt, ist es nämlich nicht. 
     
  • Bewegungsmangel
    Kommt jetzt auch noch ein Mangel an Bewegung hinzu, sind die Folgen vorprogrammiert. Denn wenn wir uns wenig bewegen, brauchen wir auch weniger Energie. Das heisst: unsere Zellen müssen auch nur wenig Energie produzieren. Und wenn sie wenig Energie produzieren müssen, brauchen sie natürlich auch weniger Brennstoff, sprich Zucker. Bei der oben beschriebenen Ernährungsweise, leidet unser Körper also unter einem extremen Zuckerüberschuss bei extrem niedrigem Zuckerbedarf. Da die Zellen den vom Insulin im Übermass angebotenen Zucker nicht brauchen, stumpfen sie mit der Zeit ab und reagieren nicht mehr auf das Insulin. Sie werden insulinresistent.
     
  • Übergewicht
    Darüber hinaus begünstigt Bewegungsmangel natürlich auch eine Gewichtszunahme. Und diese wiederum gilt als Risikofaktor für die Entstehung einer Insulinresistenz der Zellen. Man vermutet, dass ca. 65% aller stark übergewichtigen Menschen mehr oder weniger insulinresistent sind. Es scheint so, als ob die Fettzellen bei diesen Menschen gewisse Botenstoffe freisetzen, welche die Insulinwirkung auf die Zellen schwächen.

Was können wir tun, um vorzubeugen?

Die logische Konzequenz, die sich aus diesen Erläuterungen ergibt ist, eine Ernährungsweise

  • die auf frischen Lebensmitteln basiert,
  • die wenig bis keinen (Industrie)zucker enthält,
  • bei der die schlechten Kohlenhydraten durch gute oder bessere Alternativen ersetzt werden (low carb),
  • die Fertigprodukte so gut es geht meidet (selbst kochen ist angesagt),
  • die hochwertige Fette und Eiweisse enthält,
  • die dem Energiebedarf unseres Körpers Rechnung trägt (Stichwort Intervallfasten).

Also im Prinzip genau die Ernährungsweise, die ich in meinem Coachingprogramm Ran an den Speck lehre. 😊 Das Ganze kombiniert mit moderater Bewegung, am besten täglich. Schon ein 30-minütiger Spaziergang wirkt wahre Wunder.

Zum Thema Zucker möchte ich noch Folgendes anmerken: Viele Jahrzehnte lang empfahl man Diabetikern Fruchtzucker als gesundes Süssungsmittel. Bis man festgestellt hat, dass industriell hergestellter Fruchtzucker zum Grossteil in Fett umgewandelt wird und schnurstracks in die Fettdepots wandert. Dies wiederum begünstigt eine Gewichtszunahme. Ausserdem kann Fruchtzucker die Insulinresistenz der Zellen noch mehr verstärken als Glukose dies tut. Also Finger weg von typischen Diabetikersüssigkeiten, die mit Fruchtzucker gesüsst sind. Sie sind keinesfalls empfehlenswert, weder für Diabetiker noch für gesunde Menschen. Fruchtzucker aus frischem und reifem Obst hingegen ist unbedenklich, zumindest wenn man nicht täglich ein Kilo Früchte in sich reinstopft.

Desweiteren haben sich folgende ganzheitlichen Massnahmen als hilfreich erwiesen, um einer potentiellen Insulinresistenz vorzubeugen:

  • Antioxidantien zuführen
    Ein Antioxidantienmangel kann nahezu jede Krankheit verschlimmern, so auch Typ-2-Diabetes. Freie Radikale zerstören die Insulinrezeptoren an der Zelloberfläche. Sind diese Rezeptoren beschädigt, kann das Insulin keinen Zucker mehr in die Zellen schleusen, da diese das Insulin nicht mehr als solches erkennen und den Zucker daher nicht mehr reinlassen. Antioxidantien eliminieren freie Radikale und verhindern auf diese Weise, dass die Insulinrezeptoren beschädigt werden. Antioxidantienreich sind frisches Gemüse und Obst, vor allem solche die reichlich Vitamin C enthalten. Ich empfehle die Einnahme von OPC aus Traubenkernen. OPC ist das stärkste Antioxidans das es gibt und wirkt 10x stärker als Vitamin C.
  • Den Magnesiumspiegel im Auge behalten
    Magnesium wirkt auf 2 Ebenen: Einerseits ermöglicht es der Bauchspeicheldrüse, genügend Insulin auszuschütten. Ohne Magnesium kann die Bauchspeicheldrüse also nur eingeschränkt arbeiten. Und andererseits sorgt Magnesium dafür, dass das Insulin den Zucker aus dem Blut entfernen und in die Zellen transportieren kann. Fehlt Magnesium, machen die Zellen dicht und lassen den Zucker nur beschränkt ins Zellinnere. Magnesiumreiche Lebensmittel sind zum Beispiel Amaranth, Quinoa, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne und Mandeln.
  • Omega-3-Fettsäuren
    Omega-3-Fettsäuren schützen vor chronischen Entzündungen. Vor allem im Bauchfett können oft unbemerkte Entzündungsherde liegen, die zu einer Schädigung der Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse führen können, und somit eine Insulinresistenz der Zellen begünstigen können. Die essenziellen mehrfach ungesättigten Fette finden sich in fettem Meeresfisch wie Lachs oder Thunfisch oder auch in Leinsamen, Hanfsamen, Baumnüssen und deren Ölen.